Clarcey Rider
(Reider ausgesprochen)
Aussehen:
"Ein Wort... Ginger. Aber mir macht es nichts aus, ich finde die Sommersprossen haben was und sie geben mir meine Einzigartigkeit. Meine Haut ist zum Glück auch nicht so hell, wie bei anderen. Und komischerweise bin ich die einzige aus meiner Familie die so aussieht. Noch dazu hab ich wunderschöne dunkelgraue Augen."
Geschichte:
"Dieser Muggel ist eigenartig.", sagte ich und sah aus dem Fenster auf den Vorhof. Die Kinder vom Waisenhaus nebenan waren zum Spielen rausgegangen, aber dieser Junge stand nur einige Meter weiter weg und beobachtete sie mit einem vernichtenden Blick, als ob er sie alle in die Hölle schicken wollte. "Clarcey siehst du etwa schon wieder diesen dreckigen Kindern beim Spielen zu?" Die Stimme meines Bruders ließ mich umdrehen. Er war fünf Jahre älter als ich und daher schon fünf Jahre in Hogwarts. "Ja, Johnis. Aber ich betrachte nicht die Kinder. Ich sehe mir den Jungen an. Er gefällt mir.", meinte ich und deutete aus dem Fenster. "Dir sollte aber kein Muggeljunge gefallen, Clarcey, das ist ja das Problem.", meinte er zischend, sah aber ebenfalls aus dem Fenster. Ein nachdenklicher Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. "Du meinst den Jungen, mit den glatten, braunen Haaren und den grauen Augen? Ja, der ist in der Tat eigenartig." "Mein ich ja.", empörte ich mich und erntete dabei aber einen mahnenden Blick meines Bruders. "Ich sagte er sei eigenartig ja, ich habe dir aber nicht die Erlaubnis erteilt ihn weiterhin zu beobachten. Er könnte dir falsche Gedanken bereiten, denk daran, er ist ein Muggel!", wies mich der blondhaarige zurecht. "Muggel sollten erst gar nicht in deiner Welt existieren, Clarcey.", setzte er nach und zog bestimmt die Vorhänge zusammen. "Hogwarts fängt in ein paar Tagen an. Hast du dein Zeug schon eingepackt?", fragte er mich und half mir hoch. Schüchtern schüttelte ich den Kopf. "Dann aber schnell, Mädchen. Mutter und Vater werden nachsehen und sie verlangen, dass heute alles fertig ist. Du weißt wie sie sein können, wenn etwas nicht nach ihrem Wunsch geschieht?" Zusammenzuckend nickte ich und hastete hinauf in mein Zimmer. "Claley?", die sanfte Stimme meiner dreijährigen Schwester ertönte. Ich wandte den Kopf. Sie stand in der Tür mit ihrem Teddy in der Hand, der nebenbei bemerkt größer war als sie. "Ja, Amara? Was ist denn?" "Ich will nicht, dass du gehst! Nanny, mag mich nicht." "Nanny" war Amaras Hauselfe und ihr Kindermädchen. "Dann befehle es ihr. Sie muss auf dich hören, Süße, sie ist deine Elfe." Amara nickte ruckartig und ihre blonden Locken schwangen bei jedem tapsigen Schritt auf und ab, als sie ging um meinen Rat zu befolgen. Ich war wirklich die einzige in der Familie, die orange, wellige Haare hatte und Sommersprossen, sogar im Winter. Die Einzige, die an mein Aussehen rankommen könnte, wäre meine Mutter. Ihre blonden Haare hatten einen Stich orange, aber sie selber war sich nicht sicher. Ich fand es toll, so war ich einzigartig und besonders in der Familie.
"Macht´ s gut Kinder.", rief uns Mutter nach, als wir in den Zug stiegen. Sie hielt die weinende Amara am Arm, die mir hinterherlaufen wollte. Vater schenkte uns beiden eines seiner seltenen Lächeln und winkte, als der Zug abfuhr. "Ich begleite dich, bis zu deinen Freunden.", meinte Johnis und berührte dabei sein Vertrauensschüler-Abzeichen. Er war sichtlich stolz darauf. Oder wollte mir etwas beweisen. Ich war mir nicht sicher. Wie selbstverständlich führte er mich in das Slytherin-Abteil, wo auch schon die Erstklässler saßen, mit denen ich befreundet war. Zwei Abteile nur für uns. Ich ließ mich neben Cortius Lestrange fallen. Neben ihm waren noch drei andere Jungen anwesend und auch die Mädchen saßen zu viert im gegenüberliegenden Abteil. Ich kannte ihre Namen auswendig, da ich sie bei jedem Ministeriumstreffen meiner Eltern sah und mit ihnen gespielt hatte. Walburga Black ihre Schwester Lucretia Black. Anelie Bulstrode und Eveline Nott, waren die Mädchen. Zu den diesjährigen Slytherinjungen gehörten eben, Cortius Lestrange, Ignatius Prewett, Lainor Avery und Zeras Rosier.
Es fehlte noch einer aber, der würde sich in Hogwarts schon noch zeigen.
Auf der ganzen Fahrt wurden die neusten Quidditch-Resultate ausgetauscht und die neusten Machterlangungen der Eltern beschönigt. Jeder der Jungen protze, wie gut sein Vater doch war und die Mädchen kicherten über ihren neusten Schmuck. Ich saß unbeteiligt dazwischen. Ja, auch ich hatte neuen Schmuck geschenkt bekommen und auch mein Vater war aufgestiegen, aber ich hatte es nicht nötig mich damit zu brüsten. Ich fand Quidditch oder wie das erste Hogwarts-Jahr verlaufen würde, viel spannender als dieses komische, erwachsenen Gerede. Wir kamen in Dunkelheit bei Hogwarts an. "Erstklässler, hierher zu mir. Erstklässler!", rief ein stämmiger Mann mit Glatze und winkte uns mit einer Laterne zu sich. "Also, ich bin Mr. Ogg, der Wildhüter und Hüter der Schlüssel von Hogwarts. Folgt mir zu den Booten!", befahl er uns. Ich setze mich zusammen mit den Mädchen in ein Boot und bestaunte, das vor uns auftauchende Schloss. Es war riesig und prächtiger, als ich es mir ausgemalt hatte. Vor ganzer Staunen bemerkte ich nicht, wie wir ankamen und so musste mich Lucretia an stupsen, damit ich nicht im Boot sitzen blieb. Errötend folgte ich ihr. Wir betraten das enorme Schloss und oben an der Treppe erwartete uns Albus Dumbledore, der Lehrer für Verwandlung und Hauslehrer der Gryffindors, wie ich von Johnis wusste. "Willkommen, Erstklässler.", begrüßte er uns. "Willkommen in Hogwarts, das ihr von nun an sieben Jahre euer Heim nennen könnt. Wie einige wahrscheinlich schon wissen, wird euch in kürze der Sprechende Hut in euer Haus einteilen. Dieses Haus wird euch die sieben, langen Jahre hier begleiten. Ihr könnt Punkte für euer Haus sammeln und am Ende des Jahres entscheidet sich wer den Hauspokal gewonnen hat. Slytherin, Gryffindor, Ravenclaw oder Hufflepuff. Nun denn. Folgt mir.", strahlte er und schwang sich elegant zur Tür, die augenblicklich aufschwang. Uns kamen etliche, neugierige Blicke entgegen, die ich alle mit gehobenem Kopf und sicherem Schritt erwiderte. Wir reihten uns vor einem dreibeinigen Hocker, auf dem ein alter, schmuddeliger Spitz-Hut lag, ein und warteten bis unsere Namen aufgerufen wurden. "Riddle, Tom", schallte Dumbledores Stimme durch die Halle und ein Junge trat nach vorne. Hätte ich etwas getrunken, hätte ich mich in diesem Moment verschluckt. Der Muggel, den ich noch vor ein paar Tagen durch unser Fenster beobachtet hatte, trat nach vorne und setzte sich auf den Hocker. Seine grauen Augen und die glatten, braunen Haare würde ich überall erkennen! Nun, genaugenommen konnte er kein Muggel mehr sein, er saß hier, vor mir. "SLYTHERIN!", schrie der Hut und das Haus fing an zu klatschen. Vollkommen verblüfft beobachtete ich, wie der Junge zum Tisch lief. "Rider, Clarcey", holte mich Dumbledores Stimme aus meinen Verwirrungen. Immer noch vollkommen baff, trat ich nach vorne und setzte mich. "Oh, das ist eindeutig, SLYTHERIN!", schrie der Hut, kaum hatte er meinen Kopf berührt. Bestimmt stand ich auf und trat auf den applaudierenden Tisch zu. Ich ließ mich neben Tom fallen. "Gut gemacht, Clarcey.", flüsterte mir mein Bruder zu. Ich nickte nur knapp und wandte mich zu meinem Nachbarn. "Hey, kann es sein, dass du im Waisenhaus von Mrs.Cole lebst?" Der Junge zuckte zusammen und wandte sich um. Er musterte mich von oben bis unten. "Woher weißt du das?", zischte er mir leise zu. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. "Ich wohne gegenüber.", antwortete ich, ebenfalls flüsternd. Mein Bruder beobachtete uns stirnrunzelnd, betrachtete den Jungen neben mir genauer und schien auf denselben Schluss zu kommen, wie ich. Toms Augen weiteten sich kurz. "Was tut ein Muggel wie du hier in Hogwarts, vor allem in Slytherin?", mischte sich mein Bruder ein. Die grauen Augen verengten sich zu Schlitzen. "Ich bin so wenig Muggel wie du. Ich bin Reinblut.", zischte er. "Könnte ein Muggel das" Plötzlich kamen nur noch Zischlaute aus seinem Mund. Die Slytherins in unmittelbarer Nähe wandten ihre Köpfe uns zu und lauschten dem Spektakel mit zuerst verblüfften Mienen, doch dann zeigten sich Respekt und Anerkennung für den Parselmund. Der Junge setzte ein wissendes Lächeln auf und blickte meinen Bruder mit einer herausfordernden Miene an. Dieser war nur geschockt zurückgelehnt und aß still sein Essen. "Nur Zauberer, die aus unmittelbaren Linie von Salazar Slytherin stammen, können Parsel.", stellte ich fest und sah begeistert zu meinem Sitznachbarn. Sein Lächeln vertiefte sich und er wandte sich schweigend an sein Essen.
So fing alles an, so begegnete ich Tom Riddle das erste Mal. Er war der Junge gewesen, der in unserem Freundeskreis noch fehlte. Die Mädchen schwärmten alle von ihm, als sich auch herausstellte, dass er von unserem Hauslehrer in dessen Club aufgenommen wurde, er bekam die Bewunderung aller Slytherins zu spüren und war schon nach nur einem Jahr der begehrteste und angesehenste Slytherin. Ich hingegen, fand das Gehabe nur reinste Zeitverschwendung, auch die Bewunderung fand ich fehl am Platz. Ich hatte zuerst Begeisterung empfunden, als ich herausbekommen hatte, dass er Parsel sprechen konnte, aber das war auch schon alles und mittlerweile schon vier Jahre her. Tom war zu meinem Konkurrenten geworden. Wie ich war auch er zum Vertrauensschüler ernannt worden, wie ich war er äußerst intelligent, wie ich war er bei allen Lehrern beliebt und wie ich hatte er meine Freunde um sich. Wir hatten den gleichen Freundeskreis. Es hatte mich nie sonderlich gestört, bis aber...
"WAS bist du?", fuhr ich meinen besten Freund Cortius an. "Beruhige dich Clarcey. Tom hat sich einen Namen für uns alle ausgedacht. Wir sind die Todesser.", erzählte mir der Schwarzhaarige erfreut. "Er gibt seinen Freunden NAMEN?", stellte ich empört fest. "Und du findest das in Ordnung?" "Ja, damit sind wir eine Einheit. Er nennt nur seine wahren, engsten Freunde so. Weißt du was für eine Ehre das ist?", begeisterte er sich. Sprachlos schüttelte ich langsam den Kopf. Das war doch nicht normal. Diese Besessenheit, für einen einzigen Jungen. Was war so toll an ihm? "Hörst du dir zu wie du von ihm sprichst?", fragte ich. Er sah mich nur verwirrt an. "Was meinst du Clarcey? Er hat dich auch eingeladen... du gehörst auch zu den Todessern." Mir reichte es. Wenn Cortius es nicht mal selbst merkte, wie besessen er von diesem Jungen war, dann konnte ich nicht mehr länger zusehen. Ich musste mit Tom sprechen. Ihn ein für alle Mal fragen was das Ganze sollte. "Clarcey, hey, wo gehst du hin? Clarcey!", rief mir Cortius hinterher, doch ich war schon aus dem Gemeinschaftsraum gerauscht und auf der Suche nach Tom. Meine Füße trugen mich zur Bibliothek, da war er in letzter Zeit ziemlich oft, wie auch heute. "Clarcey.", begrüßte er mich und lächelte ironisch. " Spar dir diese gestellte Höflichkeit, Tom. Erkläre mir lieber, was du mit meinen Freunden vorhast? Was soll das ganze Theater, von wegen Todesser?", zischte ich leise. Sein Lächeln wurde breiter. "Du hast also davon erfahren. Nun, so nenn ich unsere Gruppe. Du bist herzlich eingeladen, auch daran teilzuhaben, Verehrteste." Meine Augen verengend antwortete ich: "Ich werde keiner deiner "Freunde", Tom. Du weißt genauso gut, wie ich, dass sie das nicht für dich sind." Er hatte seine Arme nun verschränkt und das Lächeln war verschwunden. Tom musterte mich aufmerksam, aus kalten, sturmgrauen Augen. Seine Gesichtszüge hart wie Stein. "Was veranlasst dich zu der Annahme, Clarcey?", fragte er sanft und das ironische Lächeln erschien wieder. Überrumpelt sah ich ihn weiterhin an. "So...so wie du sie behandelst. So behandelt man keine Freunde. Das ist die Art, mit der man mit Sklaven oder Anhänger, Gefolgsleuten umspringt.", antwortete ich und auch ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Was ist falsch daran?", fragte er flüsternd. "Solange sie es selber nicht mitkriegen, was für Nichtsnutze sie sind, spielt es doch wohl keine Rolle, wie ich mit ihnen umspringe." Er war aufgestanden und zu mir getreten. Wütend riss ich den Mund auf um zu antworten, doch Tom hatte mich schon gepackt und zu sich gezogen. Sachte berührte er mit seinen Fingern meine Wange, die andere Hand hatte er um meine Taille geschlossen. Merkwürdigerweise fing mein Herz heftig an zu pochen, bei seinen Berührungen. "Wieso kümmert es dich so sehr?", hauchte er und fesselte meine dunkelgrauen Augen mit seinen sturmgrauen. "Sie sind meine Freunde.", antwortete ich heftig und versuchte mich aus seinem Arm zu winden, doch er packte nur fester zu. "Seltsam was das Wort "Freund" alles für Schwierigkeiten mit sich bringt.", murmelte er, eher zu sich, als zu mir und streichelte dabei meine Wange mit seinem Finger. Aufmerksam musterte ich ihn. Was ging in seinem Kopf vor sich? "Du bist nicht so wie die anderen. Du hast mich schon seit dem ersten Tag durschaut. Du bist clever, denkst nach.", murmelte er weiter, packte mein Kinn mit Zeigefinger und Daumen und hob es ein wenig. "Du wärst von großem Nutzen für mich. Wäre da nicht dieses komische Gefühl, jedes Mal, wenn ich dich betrachte.", zischte er. Verwirrt blickte ich ihn an. Welches Gefühl? "Dieses Gefühl und diese ständigen Gedanken, die um dich kreisen." Frustriert betrachtete er mich. Plötzlich ahnte ich worauf er hinaus wollte. Konnte es sein? "Tom, lass mich los.", bat ich und senkte meine Augen. Ich fühlte mich plötzlich komisch. Langsam zog er sich zurück, strich mir aber noch einmal über die Wange. Ohne ein Wort wandte ich mich um und verschwand.
Die Todesser-Sache rückte weit in den Hintergrund.
Schlimme Ereignisse herrschten seit einigen Wochen in Hogwarts. Schüler wurden versteinert vorgefunden und schürten Panik im ganzen Schloss. Die Lehrer, Vetrauensschüler und sogar das Schülersprecherpaar waren in Aufruhr. Zwar wurden die Schlammblüter alle beseitigt aber, ob das die richtige Lösung war, zweifelte ich an. Vor allem als gedroht wurde die Schule zu schließen, da sogar schon ein Mädchen gestorben war. Sie war eine Ravenclaw gewesen, wie ich es mitbekommen hatte. Myrte war ihr Name. Sie wurde mit einem Trauerzug aus dem Mädchenklo, der Platz an dem sie gestorben war, in die Eingangshalle getragen, damit sich auch ihre Eltern von ihr verabschieden konnten. Wir Vertrauensschüler begleiteten den kleinen Zug und repräsentierten so unsere trauernden Häuser. Mein Blick glitt zu Tom, der neben mir lief. Ich fand aber keine Trauer in seiner Miene. Sie war ausdruckslos. Nur ein leichtes Glitzern in seinen grauen Augen, gab seine Emotionen preis, die ich auf keinen Fall als negativ empfand. Das Glitzern erinnerte mich eher an eines seiner Lächeln. Er begegnete meinem Blick und das ironische Lächeln tauchte auf, welches er mir jedes Mal schenkte, wenn sich unsere Blicke kreuzten. Mir kam ein unheimlicher Gedanke auf. Konnte es sein, dass er hinter diesen Versteinerungen und sogar hinter diesem Tod steckte? War er wirklich fähig eine solche Tat auszuführen? Den Blick abwendend, lief ich weiter. Was dachte ich da? Er würde es nicht riskieren seinen guten Ruf zu schädigen, indem er einen Mord beging. Er war zu klug, als dass er eine solche Dummheit begehen würde. "Über was denkst du so angestrengt nach, Verehrteste?", flüsterte er mir ins Ohr. Ich zuckte leicht zusammen. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht.", erwiderte ich. Kurz blitzte Wut in seiner reglosen Miene auf. Mein Blick glitt zu dem Ehepaar, das sich über seine Tochter gebeugt hatte und leise Tränen weinte. Mitgefühl machte sich breit in mir, auch wenn es Muggel waren, sie hatten es nicht verdient ihr einziges Kind zu verlieren. "Professor, ist es wahr, dass die Schule geschlossen wird, wenn der Übeltäter nicht gefasst wird?", hörte ich plötzlich die leise Stimme Toms. Er war zu Dumbledore getreten und sah ihn nun ungeduldig an. "Ja, Tom. Mit größter Sicherheit wird sie das." Der Slytherin-Vertrauensschüler nickte höflich und wandte sich zum Gehen, doch der Verwandlungslehrer hielt ihn zurück. "Tom, haben Sie irgendwas auf dem Herzen? Irgendwas, dass Sie mir sagen wollen?" Der Angesprochene wandte sich um. "Nein, nichts Professor.", erwiderte er. Dieser blickte ihn durch seine Halbmond-Brille an, nickte und trat zu den Eltern der Verstorbenen. Ich blickte meinem Mitschüler nach, wie er zügig in Richtung Untergeschoss lief. Neugierig geworden, entschied ich mich ihm zu folgen. Ohne mich zu bemerken ging er zielgerichtet einige Gänge entlang, bis er vor einer unscheinbaren Tür Halt machte. Was hatte er vor? Waren meine Zweifel wahr? War er für die Öffnung der Kammer verantwortlich? "Hagrid.", holte mich Toms Stimme aus meinen Gedanken. "Du wirst überführt." "Nein, halt ich war´ s nich...bitte er war´ s nich. Er ist doch noch so klein und harmlos. Er würde das nie tun. Ich schwör's, ich war's nich. Tom bitte." "Wem wird die Lehrerschaft wohl eher glauben, Rubeus? Dir einem Halbriesen oder mir dem Vertrauensschüler?" Entsetz beobachtete ich den Drittklässler. Er hatte die Kammer geöffnet? Der Halbriese aus Gryffindor? Nein, der würde doch keiner Fliege was zuleide tun, wieso war sich Tom so sicher? Ich betrachtete die Miene des Grauäugigen genauer. Pure Schadenfreude war zu sehen, als er den Drittklässler entwaffnete, aus der Kammer zerrte, das Monster einfing und es in seine Schachtel sperrte. "Tom.", gab ich mich zu erkennen. Er wirbelte herum. "Was zur Hölle machst du hier Clarcey?" "Tom, wieso beschuldigst du diesen Drittklässler? Er ist doch kaum in der Lage seinen Zauberstab richtig zu halten. Wie sollte er die Kammer des Schreckens öffnen? Ein Gryffindor ist er noch dazu. Sicherlich kein Erbe Slytherins." Mein Gegenüber hatte sich schnell wieder gefasst. "Ich halte die Bewiese in meiner Hand. Clarcey, hier in dieser Schachtel steckt das Monster.", meinte er. Misstrauisch blickte ich auf die kleine Holzschachtel. In dieser sollte das schreckliche Monster von Slytherin sein? Das Monster, das alle Schlammblüter versteinert hatte und Myrte getötet hatte? "Glaub mir, Clarcey. Hagrid ist nicht so unschuldig wie du glaubst. Hast du seine Liebe zu komischen Monstern etwa schon vergessen?" Tom hatte Recht. Hagrid war bekannt für seine komischen Monstervorlieben. "Tom erklär mir bitte wieso er Schlammblüter aus dem Verkehr ziehen will?" Tom musterte mich. Seine Augen blitzen. "Er wollte es wahrscheinlich gar nicht. Sein Monster ist außer Kontrolle geraten und tat das aus eigenem Antrieb.", meinte mein Mitschüler. Ja, das klang logisch. Aber überzeugt war ich nicht. "Gut, aber ich will zuerst sehen ob die Angriffe auch wirklich aufgehört haben, dann erst glaube ich dir." Mit dieser Forderung war ich nicht die einzige. Auch die Lehrer stellten sie und tatsächlich die Angriffe hörten auf. Hagrid war der Schuldige. Trotzdem hatte ich ein komisches Gefühl.
Ein Jahr war seitdem vergangen und die Beziehung zwischen mir und Tom war noch merkwürdiger geworden. Wir waren nicht richtige Freunde, doch auch keine wirklichen Feinde. Aber trotzdem hingen wir zusammen ab. Zum einen weil wir es als Vertrauensschüler mussten zum anderen auch, weil wir den gleichen Freundeskreis hatten. Aber es würde sich ändern...
"Wieder einen sinnlosen Patrouillengang.", murmelte ich vor mich hin und hob meinen leuchtenden Zauberstab. Tom war an einem Slugh-Treffen, deshalb musste ich meinen und seinen Teil übernehmen, der zufälligerweise auch das Büro unseres Hauslehrers enthielt. Die Jungs strömten gerade aus ebengenannten Büro. Gut, dann konnte Tom seinen Pflichten nachgehen, dachte ich und trat zur Tür, die nur angelehnt war. Drinnen hörte ich Stimmen. Die meines Hauslehrers und Toms. Ich hielt inne und lauschte. "Nun, sputen Sie sich aber, Tom. Sie wollen doch nicht während der Nachtruhe draußen erwischt werden, Sie als Vertrauensschüler..." "Sir, ich wollte Sie etwas fragen." "Dann nur zu mein Junge, nur zu." "Sir, könnten Sie mir sagen was sie über...über Horkruxe wissen?" Es herrschte einige Momente Stille im Raum. Was zu Merlins Goldener Kloklappe waren Horkruxe? "Ein Projekt für Verteidigung gegen die dunklen Künste, oder?", wich Slughorn aus. "Nicht direkt, Sir. Ich bin beim Lesen auf den Begriff gestoßen und ich habe ihn nicht ganz verstanden." "Nein...nun...Sie werden Schwierigkeiten haben, ein Buch in Hogwarts zu finden, das Ihnen genaue Auskunft über Horkruxe gibt, Tom. Das geht tief in die schwarze Magie, sehr tief.", meinte Slughorn. Schwarze Magie? Jetzt wurde ich neugierig und lauschte noch angestrengter. "Aber Sie wissen natürlich alles darüber, Sir? Ich mein, ein Zauberer wie Sie - Verzeihung, ich meine, wenn Sie mir nicht sagen dürfen, klar - ich wusste nur, wenn es mir jemand sagen kann, dann Sie - also dachte ich, ich frag einfach mal -" Wow, Tom war gerissen. Die Schmeicheleien die beiläufige Tonlage, es war sehr gut und nicht übertrieben. Slughorn würde ihm auf jeden Fall jegliche Info, die er wusste erzählen. "Nun es kann natürlich nicht schaden, wenn ich Ihnen einen Überblick gebe. Nur damit Sie den Begriff verstehen. Horkrux ist das Wort für einen Gegenstand, in dem eine Person einen Teil ihrer Seele verborgen hält." Ich wusste es. Ich wusste, Slughorn würde plaudern. "Ich verstehe aber nicht ganz, wie das funktioniert, Sir.", bohrte Tom weiter. "Nun, man spaltet seine Seele, verstehen Sie und versteckt einen Teil davon in einen Gegenstand außerhalb des Körpers. Dann kann man, selbst wenn der eigentliche Körper angegriffen oder zerstört wird, nicht sterben, denn ein Teil der Seele bleibt erdgebunden und unbeschädigt. Aber, natürlich, die Existenz in einer solchen Form..." Slughorn hielt inne um dann leiser fortzufahren: "...wenige würden das wollen, Tom, sehr wenige. Der Tod wäre dem vorzuziehen." Doch Tom schenkte seinen Worten keine Beachtung, sondern fuhr begierig fort: "Wie spaltet man seine Seele?" "Nun", meinte Slughorn. Seine Stimme hörte sich zögerlich an, "Sie müssen begreifen, dass die Seele eigentlich intakt und ganz bleiben sollte. Die Spaltung ist ein Akt der Gewalt, sie ist gegen die Natur." "Aber wie macht man es?", drängte Tom. Ich wurde von seiner Aufregung mitgerissen. Auch ich wollte es unbedingt erfahren. "Durch eine böse Tat, durch die böse Tat schlechthin. Indem man einen Mord begeht. Das Töten reißt die Seele auseinander. Der Zauberer, der einen Horkrux erzeugen will, nutzt den Schaden zu seinem Vorteil. Er schließt den abgerissenen Teil ein-" "Schließt ihn ein? Aber wie -?", unterbrach ihn Tom. Seine Stimme bebte vor Aufregung. "Es gibt da einen Zauber, aber fragen Sie mich nicht, ich weiß es nicht." Es herrschte Stille bis Slughorn sie plötzlich brach. "Sehe ich aus, als ob ich es ausprobiert hätte? Sehe ich wie ein Mörder aus?" "Nein Sir, natürlich nicht.", besänftigte ihn Tom. "Verzeihung, ich wollte Sie nicht beleidigen." "Keineswegs, keineswegs. Ich bin nicht beleidigt. Es ist nur natürlich bei solchen Dingen neugierig zu sein. Zauberer eines gewissen Kalibers fühlten sich schon immer zu dieser Seite der Magie hingezogen.", murmelte der Hauslehrer. "Ja, Sir. Was ich aber nicht verstehe...nur aus Neugier... ich meine, wäre ein einzelner Horkrux denn von großem Nutzen? Kann man seine Seele nur ein einziges Mal spalten? Wäre es nicht besser...würde es einen nicht stärker machen...wenn man seine Seele in mehreren Teilen hätte? Ich meine, ist nicht beispielsweise sieben die mächtigste magische Zahl...wäre nicht sieben-?", doch Slughorn unterbrach ihn. Jetzt stand ich mit offenem Mund vor der Tür. War Tom verrückt? Sieben? Sieben Horkruxe? Unser Hauslehrer war derselben Auffassung, denn er meinte: "Beim Barte des Merlin, Tom! Sieben! Ist es nicht schlimm genug sich vorzustellen auch nur einen Menschen zu töten? Und auf jeden Fall schlimm genug die Seele zu teilen... aber sie in sieben Stücke zu reißen?... Natürlich ist das alles nur rein hypothetisch, was wir hier besprechen? Alles rein theoretisch?" "Ja, Sir, natürlich.", beschwichtige Tom, doch ich glaubte ihm kein Wort. "Aber trotzdem Tom...behalten Sie für sich, was ich Ihnen...was wir besprochen haben. Den Leuten wäre unwohl beim Gedanken daran, dass wir uns über Horkruxe unterhalten haben. Es ist ein verbotenes Thema...Dumbledore ist in dieser Sache besonders scharf..." "Natürlich Sir. Ich werde kein Wort sagen.", erwiderte Tom. Plötzlich hörte ich Schritte und keine Sekunde später stand ich Auge in Auge mit ihm. Erschrocken blickten wir uns an. Er schaltete schneller und packte mich, zerrte mich ein wenig den Korridor runter und drückte mich an die Wand. "Was hast du gehört?", zischte er und seine Augen glitzerten. Ich entschied mich dazu die Wahrheit zu sagen. "Alles." Seine Augen weiteten sich und er drückte mich noch fester an die Wand. "Du wirst nichts sagen, verstanden?", zischte er mir zu. In dieser Situation hätte ich Angst haben sollen, doch ich spürte nur eine leise Aufregung, die hauptsächlich aus der Region meines Herzens kam. "Wenn du mir versprichst deine Seele nicht in sieben Stücke zu reißen. Einer reicht vollkommen, Tom." Verblüfft blickte er mich an. "Du sorgst dich, nachdem du mir zugehört hast, um mich? Du weißt, dass ich einen Menschen dafür töten werde?" Langsam nickte ich, doch die Sorge um seine Seele war grösser als um irgendein Leben. Wie damals in der Bibliothek zog er mich an sich und strich über meine Wange. "Clarcey.", hauchte er. Ich betrachtete ihn mit großen Augen und mein Herz klopfte wild. Konnte es sein, dass ich mich in ihn verliebt hatte? Nach all dem, was ich schon mit ihm erlebt hatte, was ich eben gehört hatte? "Was ist das für ein Gefühl?", murmelte er und nahm mein Gesicht in beide Hände. Plötzlich lagen seine weichen Lippen auf meinen und er drückte mich erneut an die Wand. Der Kuss war leidenschaftlich und fordernd, er küsste unheimlich gut. Ich schmolz in seinen Armen dahin. Meine Hände schlangen sich um seinen Nacken und fuhren ihm durch seine dunklen, kurzen Haare. Langsam lösten wir uns voneinander. "Kann ich dir vertrauen?", flüsterte Tom und musterte mich. Ich streichelte seine markanten Züge und nickte bestimmt. "Immer." Seine Augen leuchteten auf, bei meinen Worten.
Ich hielt mein Versprechen. Egal was auch passierte, was er auch sagte oder tat. Er konnte mir vertrauen. So zogen die Jahre dahin. Wir blieben zusammen. Ich unterstütze ihn, als er als Aushilfe bei Borgin und Burke´s angestellt war, ich war da, als er sich bei Dumbledore um die Stelle als Verteidigung gegen die Dunkel Künste-Lehrer bewarb und ich half ihm bei der Zusammenstellung seiner Todesser. Doch für mich ging er zu weit, als er einem unschuldigen kleinen Kind das Leben nehmen wollte...
"Tom, bitte. Überlege doch. Er ist ein Kind. Ein Baby.", flehte ich, doch die Miene meines Mannes blieb reglos. "Ein Kind, das mich auslöschen wird Clarcey! Verstehst du das denn nicht. Ich könnte sterben wegen ihm!" "Du hast doch deine Horkruxe, bitte verschone das Leben dieses Jungen, das Leben seiner Eltern! Du hast alles was du wolltest. Du hast Macht, du wirst gefürchtet. Man traut sich nicht mal dich bei deinem Pseudonym zu nennen! Du bist der dunkle Lord! Was kann dir ein Kind schon anhaben, dir, dem größten Magier aller Zeiten?" Er musterte mich. "Wieso willst du mich unbedingt davon abbringen diesen Jungen zu töten? Er ist unbedeutend, ein kleines Hindernis, dass ich beseitigen muss. Wieso stehst du mir im Weg? Ausgerechnet du!", wütete er und trat auf mich zu. Ich wich zurück. Seine ganze Ausstrahlung war anders. Er war nicht mehr der Tom, in den ich mich vor vierzig Jahren verliebt hatte. Er hatte sich verändert. Er war ein Wahnsinniger geworden, auf seinem Weg nach Macht. Ein Psychopath, der ein kleines Kind umbringen wollte. "Du hast mich verraten. Du hast dein Versprechen gebrochen Clarcey!", schrie er und richtete seinen Zauberstab gegen mich. Ich hatte irgendwie geahnt, dass es so enden würde. Von meiner ersten und letzten Liebe umgebracht. Nur, das vor mir nicht Tom stand. Es war Voldemort. Lord Voldemort. Tränen sammelten sich in meinen Augen und liefen still über meine Wangen, als ich die letzten Worte meines Lebens vernahm: "AVADA KEDAVRA!"